- Du bist inzwischen ein etablierter Künstler geworden, hast international ausgestellt und im Ausland, in Paris und New York, gelebt. Dem Gros deiner Künstlerkollegen in Bosnien dürfte es nicht ganz so gut gehen?
- In Bosnien-Herzegowina kann man im Grunde nicht von der Kunst leben, weil es kaum Unterstützung von der Öffentlichkeit gibt, von einem funktionierenden Kunstmarkt gar nicht zu sprechen. Junge Künstler werden unter diesen Bedingungen leider nicht unbedingt zur Kunst stimuliert. Sein täglich Brot muss man in jedem Fall mit anderen Jobs verdienen, was die Produktion von Kunst naturgemäß nicht gerade einfacher macht. Wenn du als Künstler sehr agil bist, kannst du jedoch international durchaus reüssieren. Die junge Generation von bosnischen Künstlern spricht immerhin fast durchgehend drei Sprachen, hat die Möglichkeit, schnell und günstig über das Internet zu kommunizieren und ist nebenbei unglaublich engagiert.
Manchmal hat man den Eindruck, bosnische Künstler würden bewusst immer wieder gewisse Themen, wie etwa den Krieg, bearbeiten, weil sie wissen, dass solche Inhalte auf dem internationalen Kunstmarkt von den so genannten „Balkan-Künstlern“ erwartet werden. Trügt mein Eindruck?
Ich war während des Krieges Kunststudent und danach aktiv Künstler. Der ein wenig ältere Künstler Neibojsa Seric-Soba war sogar Soldat. Diese für das Leben prägende Eindrücke vergisst man nie. Künstler, besonders die meiner Generation und ein wenig älter, können nicht damit hinter dem Berg halten, woher sie historisch und politisch kommen. Unsere Geschichte wird immer einen Abdruck in unserer Kunst, zumindest in unserer Seele, hinterlassen. Dabei interessiert uns mehr als alles andere die Zukunft.